Nur weil man bei einem Mobilfunkunternehmen arbeitet, heißt das nicht, dass man alle Neuheiten mit einem professionellen Schulterzucken zur Kenntnis nimmt. Beim Sony Ericsson Vivaz bin ich fast gar nicht zum Testen gekommen, weil es fast jeder Kollege mal in die Hand nehmen wollte. Hingucker war vor allem die abgerundete Rückseite des Touch-Smartphones. Sehr leicht, sehr schön kompakt – so der einhellige Eindruck. Unmittelbar gefolgt von der Frage „Und wie ist es so?“. Kurz gesagt: Sehr empfehlenswert – mit ein, zwei Einschränkungen.
Klar, dass am Sony Ericsson Vivaz besonders die exzellente 8 MP-Kamera gefällt, die Videos in HD-Qualität (720p) aufzeichnet. Das hervorragende Display mit klaren Farben und sehr sattem Kontrast (360x640px) macht dann auch Lust, sich die Videos oder Fotos überall mal mit Freunden anzusehen. Mit mehreren Fotoprogrammen inkl. Smile-Auslöser, Autofokus und LED-Blitz kann das Vivaz eine günstige Digi-Fotocam absolut ersetzen. Fürs Abspeichern stehen zwar 75 MB interner Speicher zur Verfügung – aber die meisten Fotos, Videos, Songs etc. werden wohl auf der 8 GB micro-SD-Karte landen, die im Lieferumfang inklusive ist (32 GB sind mit einer zugekauften micro-SD-Karte möglich). Für größere Mengen an Daten sollte das USB Kabel genutzt werden, das praktischerweise den Akku des Vivaz dabei direkt auflädt.
Apropos praktisch: Wie lässt sich das Sony Ericsson Vivaz eigentlich bedienen? Nun, es läuft unter Symbian (S60), eher von Nokia Handys bekannt, und weicht damit ebenso vom gewohnten Sony Ericsson Bedienmuster ab wie das Xperia X10, das unter Android läuft. Wer es z.B. von Nokia kennt, findet sich mit dem S60 auf Anhieb zurecht, eingefleischte Sony Ericssonianer werden sich allerdings umgewöhnen müssen. Ich finde, über Symbian lässt sich nicht streiten – es hat einfach zu viele Gewohnheitsnutzer, die darauf schwören. Und weil sich die Einträge in den Menüs beliebig anordnen lassen, kann man es seinem Geschmack auch gut anpassen.
Bei der Bedienung signalisiert das Vivaz übrigens über Vibration (Force Feedback), ob ein Fingerdruck registriert worden ist. Und das ist gut so: Denn man muss teilweise schon recht fest drücken, um einen Effekt auszulösen. Das hat mich während des Tests durchaus gestört, ein paar Kollegen waren der gleichen Auffassung: andere Handys machen das deutlich besser. Multitouch oder Gesten unterstützt das Sony Ericsson Vivaz indes gar nicht. Die festen Tasten machen es auch nicht besser: der An/Aus-Knopf wird leicht versehentlich gedrückt, die Tasten für Rufannahme und Auflegen sind so fummelig in einer Kerbe eingelassen, dass man sie die meiste Zeit nicht richtig trifft.
Warum mich das nicht weiter gestört hat? Weil das Vivaz ungeheuer kompakt ist, was für mich gegenüber besseren, aber klobigeren Modellen ein sehr großer Vorteil ist. Es macht einfach Spaß, dieses Leichtgewicht mit der angenehm geschwungenen Rückseite jederzeit bei sich zu tragen, es zu zücken, etwas darauf zu surfen, ein Foto zu machen und es wieder in die Hosentasche stecken zu können – da passt es nämlich problemlos rein. Wenn dann mal was hakt: geschenkt!
Die weiteren Funktionen sind aktueller Stand der Technik: Datenübertragung für mobiles Internet etc. kann via WLAN und HSDPA/HSUPA stattfinden, auch Push-Mail wird unterstützt und Twitter ist direkt über den Startscreen per Icon verlinkt. Und auch wenn es immer häufiger zu finden, gefällt mir auch eine Funktion wie GPS jedes Mal aufs Neue. Allerdings sind im Sony Ericsson Vivaz keine Tools für die Autonavigation vorinstalliert, so dass das GPS mehr informativen Charakter zur Orientierung hat und weniger der automobilen Routenplanung und -führung dient.
Fazit: Wer ein leichtes, schlankes Touch-Smartphone mit sehr guter Kamera sucht und Symbian S60 von Nokia schon gewohnt ist, sollte hier unbedingt zugreifen! Das Sony Ericsson Vivaz hat alles an Bord, was man heutzutage braucht, und die eine oder andere Schwäche macht es mit seiner hübschen Form und angenehmen Haptik wieder wett.